#50 SAFe in der Projektrealität

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In der neuen Episode von Projektmanagement im Glas sprechen Christian Dürk und Andreas Tack über die Anwendung des Scaled Agile Frameworks (SAFe) in realen Projekten. Sie diskutieren, wann und warum SAFe sinnvoll ist, welche Herausforderungen bei der Einführung auftreten können und wie agile Methoden mit klassischen Projektansätzen kombiniert werden. Andreas gibt Einblicke in seine Erfahrungen mit Projekten, die in Schieflage geraten sind, und erklärt, wie SAFe dabei helfen kann, diese wieder auf Kurs zu bringen.

Bild Herr Andreas Tack

Gast der Episode:
Dr. Andreas Tack ist Senior Projektmanager bei Corivus mit mehr als 20 Jahre Erfahrung im Management komplexer IT-Systemeinführungen. Seine Beratungsschwerpunkte sind Krisen- und Turnaround Management, Entwicklungssteuerung, Dienstleistersteuerung sowie Projektcontrolling, mit dem Branchenschwerpunkt Transport und Logistik.

Was ist SAFe und wann ist es sinnvoll?

Das Scaled Agile Framework (SAFe) ist ein agiles Vorgehensmodell, das auf die Skalierung von agilen Methoden über mehrere Teams und Organisationseinheiten abzielt. Es bietet verschiedene Ausbaustufen: von der Koordination mehrerer Teams bis hin zu großen Portfolios und Unternehmensstrukturen. SAFe richtet sich primär an größere Organisationen, bei denen viele Teams aufeinander abgestimmt arbeiten müssen, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

Kleine Unternehmen oder Projekte mit wenigen Teams benötigen oft keine derart umfassenden Frameworks. Hier ist SAFe tendenziell zu komplex und aufwendig, während agile Methoden wie Scrum ausreichen können. Die Entscheidung für den Einsatz von SAFe sollte von der Komplexität der Projektaufgaben abhängen: Wenn das Ziel am Anfang nicht klar definiert ist oder häufige Anpassungen erforderlich sind, ist eine agile Herangehensweise sinnvoll. Bei vorhersehbaren, klar umrissenen Aufgaben können klassische Projektmanagement-Methoden passender sein.

Herausforderungen und Kritikpunkte bei SAFe

Obwohl SAFe umfassende Lösungen für zahlreiche Projektanforderungen bietet, bringt es auch Herausforderungen mit sich. Einer der Hauptkritikpunkte ist die durch das Framework bedingte Bürokratie. Da SAFe versucht, für jede potenzielle Fragestellung eine Antwort zu bieten, kann die Anwendung leicht zu einem erhöhten Verwaltungsaufwand führen. Zudem sind die Kosten für Schulungen und organisatorische Anpassungen nicht zu unterschätzen. Andreas betont, dass eine sorgfältige Einführung und Anpassung an die jeweilige Unternehmensstruktur entscheidend sind, um die Vorteile von SAFe voll auszuschöpfen.

Ein weiteres Konfliktpotenzial entsteht oft an der Schnittstelle zwischen agilen und klassischen Ansätzen. Wenn Unternehmen weiterhin in traditionellen Budgetzyklen denken, kommt es häufig zu Spannungen mit den iterativen Planungsprozessen in agilen Frameworks. Diese Unterschiede sollten frühzeitig adressiert werden, um zu verhindern, dass die Projektziele durch organisatorische Reibungen gefährdet werden.

Praktische Beispiele und individuelle Anpassungen

Andreas teilte konkrete Erfahrungen aus der Projektpraxis, in der SAFe erfolgreich eingesetzt wurde und erklärt, dass es oft notwendig ist, das Framework an die spezifischen Gegebenheiten einer Organisation anzupassen. Ein Beispiel ist die Einführung der Sonderrolle des „Tech-Product Owners“ bei einem Kunden, der neben dem klassischen Product Owner auch für technische Entscheidungen verantwortlich war. Diese pragmatische Lösung ermöglichte es, Konflikte zu vermeiden und die Entscheidungsprozesse zu beschleunigen.

Tipps für erfolgreiche Projekte mit SAFe

Andreas gibt außerdem allgemeine Empfehlungen für erfolgreiche Projekte, die unabhängig vom Einsatz eines spezifischen Frameworks gelten. Zu den wichtigsten Ratschlägen zählt, Projekte immer vom Ziel her zu planen. Das bedeutet, dass schon frühzeitig klar sein sollte, was am Ende erreicht werden soll, um den Weg dorthin effizient zu gestalten. Eine weitere Empfehlung ist die regelmäßige Überprüfung, ob das Team die gewählte Methode richtig versteht und anwenden kann. Dazu gehören agile Praktiken wie Retrospektiven und Reviews, die helfen, kontinuierlich Verbesserungspotenziale zu identifizieren.

Ein zentraler Punkt ist auch die Flexibilität im Umgang mit Methoden. Organisationen sollten sich nicht scheuen, bei Bedarf von den Vorgaben eines Frameworks abzuweichen, um auf spezifische Projektanforderungen besser eingehen zu können. Wichtig ist jedoch, dass diese Anpassungen wohlüberlegt erfolgen und die Verantwortlichen sich der Konsequenzen bewusst sind.

SAFe bietet Chancen und Herausforderungen

Die Diskussion im Podcast zeigt deutlich, dass das Scaled Agile Framework viele Vorteile bietet, aber auch Herausforderungen mit sich bringt. Es eignet sich besonders für größere Organisationen, die auf die Zusammenarbeit mehrerer Teams angewiesen sind und gleichzeitig agile Methoden skalieren möchten. Entscheidend für den Erfolg ist jedoch die Fähigkeit, das Framework flexibel anzupassen und pragmatisch auf die Bedürfnisse der Organisation einzugehen.


Kapitel 
  • 00:00 Einführung in das Thema SAFE und agile Methoden
  • 03:09 Überblick über das SAFE Framework
  • 05:53 Wann macht SAFE Sinn?
  • 09:04 Agile Arbeitsweisen und deren Notwendigkeit
  • 11:58 Kernprinzipien von SAFE und deren Bedeutung
  • 14:49 Lean-Agile-Prinzipien und deren Umsetzung
  • 16:09 Die Bedeutung von Zahlen und qualitativen Bewertungen
  • 19:28 Herausforderungen und Kritikpunkte des SAFE Frameworks
  • 24:01 Agilität in der Praxis: Kombination von agilen und klassischen Ansätzen
  • 28:42 Empfehlungen für erfolgreiches Projektmanagement

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Host des Podcasts:
Christian Dürk ist Host des Podcast und Vorstand von Corivus. Er hat mehr als 20 Jahre Erfahrung im Management komplexer IT- und Organisationsprojekte. Sein besonderes Steckenpferd ist der Spagat zwischen kurzfristigem Drehen eines Projekts und seiner langfristigen Organisation – insbesondere einer zukunftsfähigen Personalplanung, die das dauerhafte Funktionieren eines Bereichs sichert.